Würdevolle Abschiede, spürbare Nähe
Ruheständler Erwin Rose ist ehrenamtliches Mitglied der Tobiasgemeinschaft in Lüneburg. „Ich bin 2020 in die Tobias-Gemeinschaft eingetreten. Der Herr Schmeling hat mich angesprochen, weil ich auch in der Paulus-Gemeinde mitgearbeitet habe,“ sagt Ruheständler Erwin Rose. Für ihn ist es eine Herzensangelegenheit: „Ich finde es ganz wichtig, dass Menschen, die früher oft sehr früh morgens und ohne Angehörige beigesetzt wurden, endlich eine würdige Verabschiedung bekommen.“
Seit Gründung hat die Tobiasgemeinschaft 136 Urnen beigesetzt. In der Trauerhalle sieht man oft volle Reihen, doch manchmal sind es auch nur ganz wenige – „Menschen, die den oder die Verstorbene gar nicht kannten. Mir war gar nicht bewusst, wie viele Menschen in Lüneburg ganz alleine leben und ohne Verwandte sterben“. Dieses Wissen hat Rose bewegt, sich einzubringen.
„Früher wurden diese Menschen, ich sag es mal ganz krass, weggescharrt. Jetzt bekommen sie eine würdige Feier, angemessen dem Menschen, der sie waren.“ Das ist mehr als nur eine organisatorische Aufgabe, es ist gelebte Nächstenliebe und Anerkennung jedes Lebens.
Zwischen Bankkonto und Fürsorge
Die Gemeinschaft arbeitet rein auf Spendenbasis. Mit einem aktuellen Kontostand von etwa 13.000 Euro werden Grabstellen, Traueranzeigen und die ehrenamtliche Arbeit finanziert. Öffentlichkeitsarbeit, Flyer und Presseberichte sorgen dafür, dass das Projekt in der Stadt präsent bleibt und wächst.
Für das kommende Jahr plant die Tobiasgemeinschaft weitere Gespräche mit Bardowick, um auch Menschen, die im Hospiz versterben, würdevoll bestatten zu können. Die regelmäßigen Trauerfeiern sind fest terminiert für den 28. Februar, 30. Mai, 29. August und 28. November 2026. Zudem stehen Aktivitäten wie Urnentragetraining und Mitgliederlisten-Verteilung auf der Agenda, um die Ehrenamtlichen optimal vorzubereiten.
„Das Haus ist voll, und seine Familie steht draußen vor der Tür. Die Seinen sehen den Erfolg mit Sorgen, doch Jesus ruft eine neue Familie aus: ‚Das hier sind meine Mutter und meine Brüder“, predigt Regionalbischöfin Gorka beim Gedenkgottesdienst. So sei es auch bei der Tobiasgemeinschaft – oft sei die Trauergemeinde klein, ein Kreis von Ehrenamtlichen, die sich derer annehmen, die sonst „draußen vor der Tür“ der Gesellschaft stünden. Doch diese kleine Schar löst eine Bewegung aus, die Nächstenliebe und Menschlichkeit lebendig macht.
„Denn wer den Willen Gottes tut, der ist mein Bruder und Schwester und Mutter.“ Diese Worte motivieren, jeden Menschen zu achten, der Begleitung und Beistand benötigt – unabhängig vom sozialen Stand oder Bekanntheitsgrad.