Wenn Einsamkeit den Tag bestimmt
Beim Besuchsdiensttag 2024 des evangelischen Kirchenkreises Lüneburg haben sich Mitarbeitende und Ehrenamtliche intensiv damit beschäftigt, wie man einsamen Menschen bei Besuchen gut begegnen kann.
"Wir haben zunächst unterschieden zwischen allein sein und sich einsam fühlen", erklärt Diakonin Ilka Tage, die den Besuchsdiensttag als praxisorientierte Fortbildungs- und Austauschplattform einmal Jahr im Kirchenkreis organisiert. Susanne Mohr-Link, Pastorin und Seelsorgerin im Alter, hat den Tag mitgestaltet. Sie weiß aus vielen Begegnungen mit älteren, aber auch jüngeren Menschen: „Wer einsam ist, vermisst leidvoll Kontakte mit anderen bzw. leidet unter der mangelnden Qualität der Kontakte. Auch wenn man mit anderen Menschen zusammen ist, kann man sich ja durchaus sehr einsam fühlen.“
Einsamkeit erkennen und Wege finden
"Einsamkeit kann viele Ursachen haben: zum Beispiel Tod oder Trennung von der Partnerin oder dem Partner, Armut, eingeschränkte Mobilität, chronische Krankheit, Schwerhörigkeit, Wegzug alter Freunde bzw. der Kinder oder auch der Umzug in ein Altenheim", zählt Ilka Tatge auf. Auch psychische Ursachen wie ein geringes Selbstwertgefühl, mangelnder Antrieb, hohe Ansprüche an einen selbst oder an andere können bei der Einsamkeit mit reinspielen. "Es gibt veränderbare Einsamkeit und Einsamkeit, die Betroffene nicht selbst ändern können – wenn zum Beispiel die Kontaktpflege nicht möglich ist aufgrund von Krankheit. Es ist gut, das erstmal zu sortieren, unsere Besuchsteams haben in Gesprächen von ihren Einschätzungen und eigenen Erfahrungen mit Einsamkeit berichtet", so die Diakonin.
Ein Patentrezept gibt es nicht
Wie erleben die Ehrenamtlichen, die Menschen zu Hause aufsuchen und ihnen Zeit und ein Ohr schenken, die Einsamkeit vor Ort? "Zum Teil als sehr bedrückend, man möchte so gern direkt helfen und Ideen einbringen. Meist ist es vorteilhaft, erstmal offene Fragen zu stellen und zuzuhören und die Menschen in ihren Ressourcen zu stärken", berichtet Ilka Tatge. Zusammen mit Susanne Mohr-Link ist es ihr ein Anliegen, die Ehrenamtlichen in ihrer guten Arbeit zu stärken. „Die Besuchenden sollten auch immer auf ihre eigenen Grenzen achten. Der Besuchsdienst kann keine Einsamkeit beseitigen, aber für eine Zeit mildern. Besonders regelmäßige Besuche können über die Besuchsstunde hinaus das Lebensgefühl der einsamen Menschen verändern. Jede und jeder sollte sich aber nur so viel vornehmen, wie er oder sie auch leisten kann“, betonen die beiden.