Artlenburg: Spruch über dem Eingang, Foto: Cordes

St. Nicolaikirche Artlenburg

Nach dem großen Brand im Jahr 1821, dem große Teile des Ortes und auch die St. Nicolaikirche zum Opfer fielen, wurde die Kirche als Querhaus-Anlage im spätklassizistischen Stil wieder aufgebaut. Ein Kanzelaltar bildet seitdem die Mitte der südlichen Längswand des Kirchenraumes. Die Bänke wurden zum Altar hin ausgerichtet. In den 70er Jahren hat man sie durch Stühle ersetzt. Der Raum wirkt heute hell und freundlich. Die Kirche am Elbe-Radweg ist ganzjährig geöffnet und lädt ein zu Stille, Besinnung und Gebet. Der Kirchturm, ursprünglich rund und aus unbehauenen Feldsteinen erbaut, stammt in seinen ältesten Teilen aus der Zeit der ersten Jahrtausendwende und war vermutlich Teil einer Wehranlage zur Sicherung des Elbüberganges. Er ist Teil des Artlenburger Wappens.

Im Kirchraum
Die rechte Eingangstür an der Nordseite der Kirche ist tagsüber ganzjährig für Besucher geöffnet. Wer die Kirche betritt, ist nach wenigen Schritten "mittendrin". Licht fällt durch große, mit Rundbögen versehene Fenster. Den Besucher empfängt ein heller, einladender Raum. Mit wenigen Mitteln ist er im Stil des Spätklassizismus gestaltet. Die Umrahmung des Kanzelaltars erinnert an die Fassade eines griechischen Tempels. Sorgsam wurden passende Ornamente auf der Brüstung der u-förmigen, nur die Südseite aussparenden Empore aufgetragen. Sie wird von entsprechend geschmückten schlanken Ständern aus Holz gestützt. An ihnen sind Kerzenwandleuchter aus Messing angebracht, die den prächtigen Kronleuchter in der Mitte der Kirche ergänzen. Statt der zu erwartenden Kirchenbänke laden heute weiße Stuhlreihen, von drei Seiten zum Altar hin ausgerichtet, zum Verweilen ein.

Brand und Wiederaufbau
Im Jahr 1821 ist die gotische Vorgängerkirche, die Anfang des 14. Jahrhunderts auf einer Warft an den bereits vorhandenen, älteren, Turm angebaut worden war, niedergebrannt. Bei dem großen Feuer wurde ein großer Teil des Dorfes, 21 Bauernhöfe, die beiden Schulhäuser, das Pfarrwitwenhaus und die St. Nicolai Kirche ein Raub der Flammen. Beim Wiederaufbau der Kirche entschied man sich für ein neues Konzept im spätklassizistischen Stil. Auf den nach Osten ausgerichteten Altarraum hat man verzichtet. Aus der ursprünglichen Langhaus-Anlage ist eine Querhaus-Anlage geworden. Kanzel und Altar wurden einander in besonderer Weise zugeordnet. Die als "Kanzelaltar" gestaltete Mitte der südlichen Wand, gegenüber den beiden Eingängen vom Kirchsteig her, unterstreicht die Bedeutung der Predigt im evangelischen Gottesdienst. Die Kirchenbänke wurden zur Kanzel hin ausgerichtet. Der Neubau wurde ergänzt durch eine geräumige Sakristei, die neue Möglichkeiten für die Gemeindearbeit bot. Der breite, wuchtige Turm der St. Nicolai Kirche trägt an seiner Frontseite die Jahreszahl 1833, die sich wohl auf die Wiederherstellung des in Fachwerk gehaltenen Turmteiles bezieht. Der untere Teil besteht aus Resten eines vor ca. 1000 Jahren erbauten Wehrturmes. Seine Mauern – außen achteckig mit später angesetzten Stützpfeilern und innen rund und unbehauen  – sind unten bis zu zwei Meter dick.

Historisches Artlenburg
Als das massive Gemäuer errichtet wurde, war der Strom der Elbe, der heute durch Deiche gebändigt zu Tal zieht, noch in mehrere Arme geteilt, die sich durch die sumpfige Elbmarsch schlängelten. Bei Artlenburg führte eine Furt durch die Elbe. Zwischen Magdeburg und Hamburg bot sie die günstigste Möglichkeit, den Strom zu queren. Hier baute der Markgraf und spätere Herzog Hermann Billung (+973) die Ertheneburg, um den Flussübergang gegen die Wenden zu sichern, die, von Osten kommend, südlich der Elbe eine neue Heimat für sich suchten. Der Elbübergang bei Artlenburg ist Teil der sog. Via Regia (später Alte Salzstraße) zwischen Lüneburg und Lübeck, deren Sicherung sowohl politisch als auch wirtschaftlich von Bedeutung war. Der Name Artlenburg leitet sich von der "Ertheneburg" ab, auf der durch Heinrich den Löwen 1161 das sog. "Artlenburger Privileg" erlassen wurde, das als ein wichtiger Vorläufer des Vertragswesens der Hanse gilt. So fallen Glanzzeit und Ende der Burg in die Zeit Heinrichs des Löwen. Als er 1180 vor Kaiser Barbarossa nach England fliehen musste, ließ er die Ertheneburg in Flammen aufgehen. Was wir heute im unteren Teil des Artlenburger Kirchturms vor uns haben, bildet den Rest einer frühen wehrhaften Anlage. Dafür spricht auch der alte Graben, der das Warftgrundstück noch zur Hälfte umgibt. Es lag nahe, die Kirche am Strom dem Heiligen Nikolaus, dem Schutzpatron der Fischer, Schiffer und Fernkaufleute zu weihen. Außer durch das große Feuer 1821 wurde die St. Nicolai Kirche über die Jahrhunderte auch durch weitere Feuer und Plünderungen in Mitleidenschaft gezogen, zuletzt durch Beschuss am Ende des Zweiten Weltkrieges. Spuren davon sind noch auf der Südseite des Turms zu erkennen.

Neuere Renovierungen
Das Kirchenschiff wurde am Anfang der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts renoviert. Der Innenraum bekam einen hellen Anstrich, die alten Kirchenbänke wurden gegen weißes Gestühl ausgetauscht. Eine einmanualige Orgel, erbaut im Jahre 1975 von der Firma Becker, Kupfermühle, löste eine ältere romantische Orgel der Firma Hammer, Arnum ab. In den 90er Jahren wurden weitere Renovierungsarbeiten nötig. 2001 begann die grundlegende Instandsetzung des Kirchturms. Im Verlauf dieser Arbeiten wurden große Mengen an Feldsteinen freigelegt, die vermutlich seit 1000 Jahren im Inneren des Turms verbaut waren. Einige von ihnen wurden sichtbar in das neu aufgebaute Mauerwerk eingearbeitet.

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Verlässlich geöffnete Radwegekirche

Die St. Nicolaikirche ist ganzjährig tagsüber geöffnet. Sie ist eine verlässlich geöffnete Radwegekirche am Elberadweg.

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Artlenburger Altar
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historische Glocke, Foto: Willi Sgodzaj, Scharnebeck

Das Geläut
Das Geläut der St. Nicolaikirche besteht aus drei Bronzeglocken. Die zwei größeren wurden im Jahr 1975 als Ersatz für zwei schadhafte Gusseisenglocken aufgehängt, die heute den Aufgang zur rechten Eingangstür der Kirche markieren. Sie weisen die Jahreszahl "1923" auf. Die beiden Vorgängerglocken wurden im 1.Weltkrieg eingeschmolzen.

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Ein Fisch aus Osterglocken schmückt die Wiese vom Ev. Gemeindezentrum Hohnstorf/Elbe, Foto: Schaefers-Weskott

Die Blumenzwieben für das Glaubensbekenntnis aus Narzissen hat die aktive Gemeinde gemeinsam nach einem Gottesdienst gepflanzt.